Über Uns

Heute

Wenn man heute durch unsere Betriebe läuft, sieht man innovative Technologie. Arbeitsprozesse, die sich über 250 Jahre Firmengeschichte und 11 Generationen zu dem entwickelt haben, was wir heute vorfinden. Die Rahmer Mühle in Sontheim mit der Hausmarke „Kätchengold“ und unsere Vogelfutterproduktion in Ungarn, die unter der Marke „Vogelpick“ geführt wird.

Im Laufe der Jahre haben sich mehrere Arbeitsfelder entwickelt.

Die Mühle

Unsere Rohprodukte stammen überwiegend von Landwirten aus unserer Region. Qualität steht bei uns ganz hoch im Kurs. Schon bei der Anlieferung wird das Korn auf Größe und sichtbare Schädigung geprüft. Aber das ist nicht alles. Während des Produktionsprozesses finden immer wieder Kontrollen statt. Denn wir wollen nur das Beste für unsere Kunden.

Vogelpick

Mit Stolz können wir heute sagen, dass unsere voll digitale Vogelfutterproduktion in Ungarn eine der modernsten in Europa ist.

Hofladen

Außer mühleneigenen Produkten bieten wir auch Ware von Erzeugern aus der Umgebung an. Zum Beispiel Nudel, Müsli, Suppen, Soßen und vieles mehr.

Spedition

Wir besitzen einen eigenen Fuhrpark und beliefern unsere Kunden mit unserer Ware. Zudem sind wir auch Spedition für große namhafte Firmen um deren Produkte zu Ihren Kunden zu transportieren.

Energie

Unser Mühlrad ist schon seit den 50`er Jahren im wohlverdienten Ruhestand. Die Arbeit übernahm ein Schiffsdiesel, das zum modernen Blockheizkraftwerk umgebaut wurde. Die dadurch entstandene Abwärme nutzen wir zum Heizen.

Wie alles begann ...

Bild aus dem 18. Jahrhundert
Bild aus dem 19. Jahrhundert

Die noch erhaltenen Reste der alten Mühle, und die denkmalgeschützten Wappensteine mit dem Mühlkanal, gelten heute als Kulturdenkmal.

Im Jahre 1774 übernahm die Familie Rahmer die alte baufällige Mühle. Weil es auch zu damaliger Zeit sehr viele Gesetzte um den Beruf des Müllers gab, z.B. das Wassernutzungsrecht oder die Abgaben, die an die Grundbesitzer geleistet werden mussten, war es bestimmt auch für damalige Verhältnisse keine leichte Aufgabe eine Mühle zu betreiben.

Mitte des 18. Jahrhunderts kam auf die Familie Rahmer eine weitere schwierige Aufgabe hinzu: Die Industrialisierung. Die Mühle wurde nach damaligen neusten Erkenntnissen der Technik innovativ mit Maschinen bestückt. Bisher konnten die Bauern den Prozess des Mahlens mit dem alten Mühlrad sehr schön überwachen. Nun mit den neuen Maschinen konnte nicht mehr jeder Arbeitsschritt überblickt werden und die Müller standen oft vielen aufständischen Bauern gegenüber.

Kriegsjahre

1936 war die Mühle im Besitz von Otto und Katherina Rahmer. Beide starben überraschend innerhalb eines 1/2 Jahres kurz vor Kriegsbeginn. Zurück blieb der damals 16 jährige Emil Rahmer. Daher musste die Rahmer Mühle bis 1945 verpachtet werden.

Emil war zu dieser Zeit Auszubildender in der Mühle Vallet in Steinheim/Murr. Nach seiner Ausbildung wurde er Geselle beim Müller Wilhelm Rosenberger in Auenstein. Dort lernte er die Tochter Hilde Rosenberger kennen und verliebte sich.

1940 zog Emil Rahmer in den Krieg. Als er 1944 gerade in der Eifel stationiert war, wurde seine Einheit angegriffen und ein Bombensplitter zerfetzte ein Bein. In Saulgau/Bodensee wurde ihm daher sein Bein amputiert. Da während der Kriegszeiten die Fortbewegungsmittel fehlten, ist er tatsächlich mit seinen Krücken den weiten Weg vom Bodensee aus nach Hause gelaufen.

Mai 1945. Es ist genau eine Woche vor Kriegsende, als die Amerikaner die Mühle bombardieren. Sie brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Die 50er Jahre

Direkt nach Kriegsende zog neuer Schwung ins Land ein. Häuser und Firmen mussten wieder aufgebaut werden. Äcker lagen brach. Da die Mühle bis auf die Grundmauern abgebrannt war, wurden die alten Steine gesäubert und damit die Mühle, so wie wir das Haupthaus heute vorfinden, wieder aufgebaut.

Im September 1945 heiratete Emil seine Frau Hilde Rosenberger. Der Mithilfe ihrer Verwandtschaft gilt der Dank, dass die Mühle schnell wieder in Betrieb genommen werden konnte.

Um mehr Leistung zu erzeugen wurde 1954 ein Schiffsdiesel zu einem eigenen kleinen Kraftwerk umfunktioniert.

Aus der Ehe zwischen Emil und Hilde entstanden drei Kinder. 1947 erblickte der älteste Sohn, Horst Rahmer das Licht der Welt. Leider wurde er nur ½ Jahr alt. Dieter Rahmer wurde 1949 geboren und als nun ältester Sohn sollte er die Mühle übernehmen. Er besuchte von 1964-1965 die private Handelsschule Minerva in Heilbronn um dann anschließend sein Studium an der deutschen Müller-Schule in Braunschweig zu absolvieren.

Die 70er Jahre

1969 hielt Dieter Rahmer seine Meisterprüfung in den Händen und war somit jüngster Müller Deutschlands.

Sein jüngerer Bruder, Jürgen Rahmer, wurde 1952 geboren und war mehr daran interessiert, das Mehl zu verarbeiten, als es zu mahlen. Er wurde Koch und arbeitete anschließend bei der Konditorei Noller in Heilbronn.

1975 wurde in eine neue Halle investiert. Diese war dringend nötig, um die Massen an Getreide sicher lagern zu können.

Die 80er Jahre

Am 1.Juli 1980 übergab Emil Rahmer die Leitung an seinen Sohn Dieter. Dieter heiratete 1983 seine damalige Frau Angelika Münzinger. Aus dieser Ehe entstanden zwei Söhne, Timo und Jochen.

1986 war ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen. Ein schwerer Brand zerstörte den Schiffsdiesel. Die heutige Umgehungsstraße (Neckartalstraße) wurde großräumig gebaut, was die Zufahrt zur Mühle sehr erschwerte. Im Zuge dessen wurde das Bachbett, das bisher durch die Mühle verlief, verlegt. Dadurch entstand mehr Platz um die gesamte Mühle.

Die 90er Jahre

1994 kam ein Großteil der Sonnenblumen, die für die Vogelfutterproduktion verwendet wurden, aus Györ (Ungarn). Warum nicht gleich da unten die „Meisenknödel“ produzieren, dachte sich Dieter Rahmer. Er krempelte die Ärmel hoch und schöpfte von Hand die Körner in den Betonmischer. Damit war der Grundstein für die zweite Firma in Ungarn gelegt.

Heute gibt es bei Györ zwei große Firmen, die Arbeitsplätze in der Region schaffen. Die Rahmer Mühle ist eine davon. Unser Standort in Bakonybánk gehört zu den modernsten und innovativsten Vogelfutterproduktionen in Europa.

Dort lernte Dieter seine jetzige Lebensgefährtin Valeria Toth kennen.

Ab 2000 bis Heute

2011 stieg Timo Rahmer in den elterlichen Betrieb mit ein. Seine Ausbildung fand in der Spielberger Mühle in Brackenheim statt. Er ist Betriebswirt und hat auch seinen Meister in der Tasche.

2012 war es mal wieder soweit. Die Mühle platzte mit Ihrer Kapazität aus allen Nähten. Die neue Halle wurde gebaut. Dort wird nun das Getreide für das Vogelfutter gelagert.

Das Jüngste Familienmitglied ist die Tochter von Timo Rahmer. Abzuwarten bleibt, ob auch sie sich in die historische Tradition der Müller aus der Rahmer Mühle mit einreihen wird...

Geschwind, geschwind: Das Leben der Müllerin

Hilde Rahmer ist 82 und hält in der Sontheimer Rahmer-Mühle quicklebendig den Betrieb am Laufen - Auch nachts auf der Hut

Von Gertrud Schubert

Feierabend? Hilde Rahmer blickt erstaunt auf. Gut, die Mitarbeiter sind heim, einer nach dem anderen hat der Mühlenchefin Ade gerufen. Es ist ruhiger geworden. Der Betrieb hat sich verlaufen. Noch einmal scheucht die Ladenklingel die alte Müllerin auf. Dann aber kann sie es sich im kleinen Jagdzimmer zwischen Hirsch- und Wildschweintrophäen, vor Fernseher und Monitor bequem machen. Die Mühle nämlich mahlt weiter. Und Hilde Rahmer hat ein Auge darauf, dass alles bis weit in die Nacht hinein seinen rechten Gang geht. Blinkt's oder hupt's drüben in der Mühle, ist die 82-Jährige zur Stelle - und tags darauf um 7 Uhr schon wieder. Die Hilde überlegt nicht lang, wie sie sich charakterisieren soll: "Ich bin eigentlich veranlagt zum Schaffen."Zwei Müllermädle waren sie damals in der Getreidemühle Auenstein. Die Hilde schickten die Eltern auf die Handelsschule, und es war keineswegs ausgemachte Sache, dass sie ihr Leben lang in einer Mühle ihren Mann stehen würde. Ja, ihren Mann. Da mischt sich schon ein bisschen Stolz in die Erinnerung: "Ich bin in der Mühle gestanden wie ein Müller."

100-Kilo-Säcke abhängen, mit dem Lastwagen zu den Bäckereien nach Ludwigsburg und Stuttgart fahren. Sie musste ran, als ihr späterer Mann, Emil Rahmer, Soldat geworden war.Als junger Müller war der Emil 18-jährig in die Auensteiner Mühle gekommen. Seine Eltern tot, die Rahmer-Mühle in Sontheim verpachtet, die Geschwister bei der Verwandtschaft verstellt. Und die Hilde, gerade 16 Jahre alt, sah ihn und spürte es durch ihren Kopf schießen: "Mit dem mag ich gar nichts schwätza." Es ist dann doch anders gekommen. Die beiden heirateten im September 1945, wild entschlossen, die bei Kriegsende vollständig abgebrannte Rahmer-Mühle wieder aufzubauen. Für den Anfang tat's ein Behelfshäusle. Die Leute brachten ihr Kriegsmehl, um die Kleie aussieben zu lassen. Die Rahmers handelten mit Mehl. 1950 im Januar aber, ihr Bub, der Dieter, war noch nicht einmal acht Wochen auf der Welt, da setzten sie das Mahlwerk in Gang. Der Familienbetrieb war wieder aufgenommen, die Tradition von 1774 wurde fortgesetzt.Sie bauten. Stück für Stück. "Modern und gut", urteilt Hilde Rahmer. An das labyrinthische ihrer Mühlenwirtschaft hat sie sich längst gewöhnt, an die Vogelfutterproduktion natürlich auch.

"Jeder Müller", aus der Seniorchefin spricht Lebenserfahrung, "hat was nebenher." Hier ist es Vogelpick.Wann der sonnengelbe Schriftzug Käthchen-Gold auf die Mehltüte kam und das rote ER für Emil Rahmer? Ist's nicht schon immer so? Die Rezepttipps sind von ihr? "Das mit dem Backpulver?", Hilde Rahmer regt sich auf: "Da haben sie mich nicht gefragt."Aber sonst ist sie die meist gefragteste Frau im Haus. Von ihrer kanzelartigen Küche überschaut sie alles Kommen und Gehen. Sie hupt bei Bedarf nach dem Müller. Sie eilt für einen Fünfer (Fünfkilotüte Mehl) in den Laden. Sie kocht für mindestens acht Personen. Sie weiß, wo Hasenheu liegt, ob sich die Mottenfallen gut verkaufen und was zu tun ist, wenn abends ein Reh vom Autobahnzubringer angeliefert wird. Sie hat alles im Griff.